Bildungspolitik
Bildungspolitik: Chancengleichheit und Motivierung
Bildungspolitik fängt im Lokalen an, muss aber Ziele verfolgen und Ansprüche erfüllen, die weit über das Lokale hinausgehen. Das heißt nicht nur, dass Deutschland bei internationalen Vergleichen wie der Pisa-Studie besser abschneiden muss.
Bildung muss Kinder und Jugendliche fit machen für ein Leben in der globalisierten Welt, ein Leben, das weniger als je zuvor vorhersehbar, berechenbar, planbar, ist, das in vieler Hinsicht mehr als je zuvor auch von internationalen Entwicklungen bestimmt wird. Ein Leben also, das Mut und Selbstbewusstsein erfordert und die Fähigkeit, Chancen zu erkennen und zu nutzen.
Bildung ist dafür die Grundlage, denn Bildung steckt den Horizont ab, vor dem junge Menschen Entscheidungen für ihr weiteres Leben treffen können. Sie eröffnet Handlungsspielräume, sie bestimmt über weitere Chancen – kurz gesagt: Bildung öffnet die Tür.
Das können wir in Deutschland. Wir haben Oberschulen, Grundschulen, auch schon Kindergärten, wo das in vorbildlicher Weise klappt, wo Kinder motiviert und gefördert werden und so lernen, selbstbewusst in die Zukunft zu schauen. Wir haben aber auch, und das betrifft insbesondere die Problemgebiete unserer Ballungsräume und Städte, Schulen, wo anstelle von Unterricht fast nur noch Betreuung und Aufbewahrung stattfindet, wo jeder dritte ohne Abschluss bleibt und wo selbst der Schulabschluss kaum Chancen auf einen Einstieg ins Berufsleben eröffnet.
Ich finde, dass wir als Sozialdemokraten uns damit nicht abfinden dürfen. Chancengleichheit und die Möglichkeit eines selbst bestimmten und unabhängigen Lebens müssen unsere Schulen gewährleisten können, und wir müssen sie dabei unterstützen.
Das heißt, wir brauchen eine Bildungspolitik, die sich an den gesellschaftlichen Realitäten orientiert. Das heißt auch, wir brauchen kleinere Klassen, wir brauchen Lehrerinnen und Lehrer, die nicht durch ein Übermaß an klassischen Unterrichtsstunden überfordert werden, sondern die auch Gelegenheit haben, neue Konzepte zu entwickeln, neue Unterrichtsformen auszuprobieren. Unterrichtsformen, Unterrichtsprojekte, die über den Mikrokosmos Schule hinausblicken, ermutigen Schülerinnen und Schüler, ihre Fähigkeiten zu erkennen und auszuprobieren. Die Gelegenheit zur Mitbestimmung und die Chance, selbst auch Verantwortung zu übernehmen, fördert Selbstbewusstsein und Eigeninitiative und bereitet junge Menschen so auf ein selbst bestimmtes und aktives Leben nach der Schule vor.
Das sind Probleme, die eine lokale Bildungspolitik alleine selbstverständlich nicht lösen kann. Das muss auch bundespolitisch angegangen werden – Chancengleichheit heißt für mich dabei: keineUnigebühren, keine KiTa-Gebühren. Wir müssen zum anderen stärker felderübergreifend arbeiten, um Lösungen für diese Probleme zu finden: die schlechten Zukunftsaussichten unserer Schulabgänger können nicht nur mit Bildungspolitik verbessert werden. Da ist vor allem eine sinnvolle Arbeitsmarktpolitik gefragt.