Soziale Stadt

Politik der sozialen Stadt: Mitbestimmung und Verantwortung


Städte sind die Motoren gesellschaftlicher Veränderung. Sie sind Laboratorien, in denen Probleme sich konzentrieren, in denen aber auch die Ideen und Konzepte zu deren Lösung entstehen.


Unsere Städte und Ballungsräume sind heute mehr denn je multikulturell – und ich beziehe das Wort in diesem Zusammenhang keineswegs nur auf Zuwanderung. Ganz unabhängig von der ethnischen Herkunft der Bewohner bieten Städte die Möglichkeit zu unterschiedlichster Lebensgestaltung: verschiedenste Formen von Familien und anderen sozialen Netzwerken, unterschiedlichste Modelle von Berufstätigkeit und Beschäftigung, individuelle Lebensentwürfe und Vorstellungen von Zusammenleben können in der Stadt ausprobiert und umgesetzt werden.

Vielfältigkeit – und in diesem Sinne habe ich das Wort multikulturell benutzt – ist die positive Seite dieser Entwicklung. Ihre negative ist aber eine soziale Entmischung, eine Tendenz zu Desintegration und Aufspaltung, deren Folgen wir in vielen Städten bereits beobachten können.

Politik der sozialen Stadt heißt, dieser Entwicklung entgegen zu wirken, diese Entmischung aufzuhalten und aufzulösen. Das geht, indem man auf von unterster lokaler Ebene an Bürgern Beteiligungsmöglichkeiten anbietet – sie sollen mitentscheiden dürfen, aber auch Verantwortung übernehmen in allen möglichen Entscheidungsprozessen, die ihr direktes Lebensumfeld, ihr Wohngebiet, ihr Viertel, ihre Stadt betreffen. Das erzeugt zum einen Identifikation – wer mitreden, vielleicht auch mitarbeiten kann, der kann auch Verantwortungsgefühl entwickeln, der fühlt sich als Bürger ernst genommen und auch als Teil der Gesellschaft akzeptiert. Das erzeugt zweitens auch Integration: wenn Nachbarn ihre Probleme gemeinsam lösen, wenn Bürger über Stadtpolitik mitbestimmen können, dann eröffnet das auch die Chance, dass bisher voneinander isolierte Gruppen der Bevölkerung ihre gemeinsamen Interessen erkennen, ihre Gemeinsamkeiten in der Verschiedenheit entdecken, Respekt, Verständnis und Toleranz entwickeln.


Denn soziale Entmischung, Segregation, bedroht den inneren Frieden, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Deshalb müssen wir alles dafür tun, einzubeziehen statt auszugrenzen. Wir müssen vor allen Dingen diejenigen einbinden, die sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt sehen: Zuwanderer, Langzeitarbeitslose, Jugendliche ohne Job und Ausbildung. Ihnen die Chance zu geben, mitzumachen, mitzureden, Verantwortung zu übernehmen, eröffnet die Chance auf ein neues Selbstbewusstsein, auf neue Motivation, und kann damit genau den Ruck erzeugen, nachdem in Deutschland schon so lange, doch bisher vergeblich gerufen wird.